Wenn Sie Ihr Kind durch Frühgeburt, Fehlgeburt, Totgeburt oder kurz nach der Geburt verloren haben, finden Sie Hilfe und Austausch mit anderen Betroffenen bei der

Initiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“ e.V.

 


 

Nur eine Fehlgeburt?

Erfahrungsbericht von Ulrike Höwer, aus: „Durchblick für alle“ Nr. 13, November 1998

Kinder, viele Kinder, waren unser Traum. Nach der Hochzeit warteten wir gespannt darauf, endlich schwanger zu werden. Doch Monat für Monat wurden wir enttäuscht. Endlcih wurde ich schwanger und im Oktober 1995 hielten wir unsere Maria Elisabeth in den Armen. Wir waren so glücklich.

Kurz vor Marias erstem Geburtstag wurde ich wieder schwanger. Erleichtert und getröstet, dass unser zweites Kind uns einfach in den Schoß gefallen war, erzählten wir jedem, der es hören wollte, dass Maria im Juli 1997 ein Geschwisterchen bekommen würde.

Der erste Ultraschall zeigte uns das kleine pochende Herzchen unseres Kindes. Bei der zweiten Vorsorgeuntersuchung konnte die Ärztin den Herzschlag nicht finden – unser Kind war gestorben.

Eine Woche habe ich das tote Kind weiter unter meinem Herzen getragen, fassungslos darüber, dass wir unser Kind verloren haben.

Gut gemeinte Sätze haben verletzt

Gut gemeinte Sätze wie „Seien Sie nicht traurig, das kommt häufiger vor“, „Es war ja nur wenige Wochen alt“ und „Seien Sie froh, wahrscheinlich wäre es schwer behindert gewesen“, haben uns verletzt. Wir hatten unser Kind verloren und dieses Kind würden wir nie in den Armen halten und es nie aufwachsen sehen.

Später stelle sich dann heraus, dass es ein gesundes kleines Mädchen war. Wir haben ihr den Namen Barbara gegeben. Dieses Jahr wäre sie ein Jahr alt geworden und könnte mit Maria Elisabeth im Sandkasten spielen.

Wir hofften auf eine dritte Schwangerschaft. Erneut wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt. Im Mai dieses Jahres sind unsere Gebete erhört worden und ich war wieder schwanger.

Maria Elisabeth hat jeden Abend und Morgen mit dem Baby in meinem Bauch gesprochen und gemeinsam haben wir uns ein Leben mit einem neuen Baby ausgemalt. Im Juli mussten wir dann auch von diesem Kind Abschied nehmen. Wir haben nun zwei kleine Engel im Himmel.

Warum ist es mir wichtig, von unserem Leid Zeugnis zu geben? Weil die Auseinandersetzung mit Fehlgeburten ein wichtiger Baustein in dem Ringen um eine Kultur des Lebens ist. Diskussionen um Organspende und Hirntod, Euthanasie und Abtreibung sind bekannt. Der Umgang mit Fehlgeburten steht noch ganz am Anfang.

Das Pathologische Institut stellte uns die Untersuchung eines „histologischen Materials mit besonders schwieriger Aufbereitung“ in Rechnung. Eine solche Ausdrucksweise ist für das Kind und seine Eltern entwürdigend. Nach der ersten Fehlgebutz haben wir darunter gelitten, keinen Ort der Trauer, kein Grab zu haben, um unser Kind zu besuchen.

Bei der zweiten Fehlgeburt ist ein verständnisvoller Arzt unserem Bedürfnis nach einer Bestattung entgegengekommen. Emotional macht dies für uns viel aus – unser Kind ist tot, uns aber nicht genommen.

Klinikmüll?

Der Normalfall wäre sonst gewesen, dass die Pathologie die Kinder mit dem Klinikmüll entsorgt. Der Berliner Skandal zeigt, wie schrecklich das sein kann. Fehl- und Totgeburten sind von einer großen Entsorgungsfirma zu Granulat verarbeitet worden, welches u.a. im Straßenbau weiterverwendet wurde.

Die Kinder, die wir verloren haben, sind nicht nur von unserem Empfinden her Kinder mit einer unsterblichen Seele, die ein Recht auf würdige Behandlung ihrer Körper haben. Eine würdige Behandlung hilft auch den Eltern, besser mit dem Verlust umzugehen und macht deutlich, dass der Mensch eben doch Mensch von Anfang an ist und als einmalige, unwiederholbare Person von Gott geschaffen wurde.

 


 

Tipps und Hilfe

Seit der Niederschrift dieses Artikels von Frau Höwer hat sich Gott sei Dank einiges geändert. In fast allen Bundesländern ist es mittlerweile möglich mit Hilfe einer formlosen Bestätigung des Krankenhauses eine Bestattung beim Friedhofsamt zu beantragen. Dies ist zu empfehlen. Ebenfalls sollte ein Foto vom Kind gemacht werden. Beides fördert die spätere Bewältigung.

Hilfe und Austausch mit anderen Betroffenen finden Sie bei der Initiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“ e.V.