Kundgebung am 15. Juni 2013 am Trierer Hauptmarkt mit 650 Paar Kinderschuhen

TRIER. Das Tabuthema Abtreibung wurde am Samstag in Trier durch eine ergreifende Kundgebung in den Blick der Öffentlichkeit gerückt: Mit 650 Paar Kinderschuhen auf dem Trierer Hauptmarkt machte der Verein „Durchblick e.V.“, das „Trierer Bündnis für Lebensrecht und Menschenwürde“ und die „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA), Regionalverband Trier, auf die Abtreibungszahlen in Rheinland-Pfalz aufmerksam. Nach der offiziellen Statistik wurden im Jahr 2012 jeden Monat 325 Abtreibungen in Rheinland-Pfalz vorgenommen. Durch die Dunkelziffer erhöht sich die Zahl auf das Doppelte. Für besondere Betroffenheit unter den Zuhörern sorgten die Berichte zweier betroffener Frauen über ihre traumatischen Abtreibungserlebnisse.

„So viele Kinderschuhe müssen jeden Monat leer bleiben, weil die Kinder, die sie tragen sollten, gar nicht zur Welt kommen dürfen“, sagte Thomas Schührer, der Vorsitzende des Durchblick e. V. auf der Kundgebung. „Wir wollen niemanden anklagen, schon gar nicht Frauen, die sich in einer Konfliktsituation gegen ihr Kind entschieden haben“, so Schührer weiter. Aber eine sachliche Diskussion könne man nur führen, wenn man die Fakten kenne. Schührer: „Deswegen machen wir auf die Tatsache aufmerksam, dass bei jeder Abtreibung ein Mensch getötet wird und betroffene Frauen oft große psychische und körperliche Schäden davontragen.“

Die Sängerin Claudia Wellbrock berichtete, dass sie als DDR-Bürgerin eine Abtreibung hatte vornehmen lassen. Niemand habe ihr Schuldgefühle eingeredet, so Wellbrock, sie selbst habe sofort nach dem Eingriff begriffen, welch schweren Fehler sie begangen habe. Erst nach langer Zeit, geprägt von Depressionen, stationärer psychiatrischer Behandlung und einem Suizidversuch, habe sie ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten können. Heute berichtet sie in Schulen von ihren Erlebnissen und warnt vor Abtreibung. Ihre Erfahrungen hat Wellbrock in ergreifenden Liedern verarbeitet. Einige davon trug sie in Trier vor.

Ursula Linsin-Heldrich, die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe „Rahel“, trug Gedichte zum Thema vor. Auch sie hatte vor vielen Jahren ihr Kind abtreiben lassen. In der Folge wurde sie alkoholkrank und ihre Ehe ging in die Brüche. „Ich warne alle Mädchen und junge Frauen vor einer Abtreibung, an der ich selbst so sehr gelitten habe“, sagte Linsin-Heldrich. Deshalb helfe sie betroffenen Frauen, die oft allein gelassen würden.

In der Woche nach der Kundgebung verschickt der Verein „Durchblick“ zusammen mit den örtlichen Helfern über 20.000 Embryomodelle an alle Haushalte in Trier. Das Embryomodell zeigt ein ungeborenes Kind im Alter von zehn Wochen. Damit soll auf die Tatsache aufmerksam gemacht werden, dass auch das ungeborene Kind bereits ein vollwertiger Mensch ist. In Deutschland sind Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche straffrei, wenn vorher eine staatlich anerkannte Beratung stattgefunden hat.

Die Modelle befinden sich zusammen mit einer Informationsbroschüre in einem verschlossenen Umschlag. Auf dem Umschlag befindet sich ein Hinweis, ihn nicht zu öffnen, wenn man – etwa durch eine erlittene Abtreibung oder Fehlgeburt – sich dem Anblick des Modells nicht aussetzen will. Dadurch wird sichergestellt, dass niemand mit dem Modell konfrontiert wird, der das nicht möchte. Viele Menschen sind jedoch beim Anblick dieser Modelle erstaunt, wie weit ein Kind in dieser Zeit schon entwickelt ist und beginnen, ihre Sicht zur Abtreibung zu überdenken.

Während der Kundgebung war viel Betroffenheit unter den Zuhörern zu spüren. Rund 300 Passanten blieben spontan stehen, um die ergreifende Kulisse zeitweilig zu betrachten und den fesselnden Beiträgen zu folgen.

Der bei Bruchsal (Raum Karlsruhe, Baden-Württemberg) ansässige gemeinnützige Verein Durchblick wurde 1997 gegründet. Er hat in der Vergangenheit immer wieder durch ähnlich spektakuläre Aktionen auf die Abtreibungsthematik aufmerksam gemacht und insgesamt über 1,2 Millionen Embryomodelle verteilt.

Anmerkung: Fotos der Kundgebung können auf der Internetseite http://www.embryonenoffensive.de unter der Rubrik „Presse­mit­tei­lun­gen/Fotos“ heruntergeladen und in Zusammenhang mit einem Bericht honorarfrei verwendet werden. Copyright: „Durchblick e.V.“

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